Das Spiegelbild von Annette von Droste-Hülshoff |
The mirror image by Annette von Droste-Hülshoff |
Schaust du mich an aus dem Kristall, Mit deiner Augen Nebelball, Kometen gleich die im Verbleichen; Mit Zügen, worin wunderlich Zwei Seelen wie Spione sich Umschleichen, ja, dann flüstre ich: Phantom, du bist nicht meines Gleichen! |
Gazing out at me from the glass, With your eyes' misty orblets, Like comets that are dimming; With features, wherein two souls like spies Around each other strangely prowl, Well, then I whisper: Phantom, you are not my peer! |
Zu deiner Stirne Herrscherthron, Wo die Gedanken leisten Frohn Wie Knechte, würd ich schüchtern blicken; Doch von des Auges kaltem Glast, Voll todten Lichts, gebrochen fast, Gespenstig, würd, ein scheuer Gast, Weit, weit ich meinen Schemel rücken. |
To the ruler's throne of your brow, Where thoughts all pay their homage Like minions, shyly would I peer; Yet from the eye's cold lustre, So full of dead light, all but diffracted, So ghostly; I, shy guest, would draw My footstool so far, far away. |
Und was den Mund umspielt so lind, So weich und hülflos wie ein Kind, Das möcht in treue Hut ich bergen; Und wieder, wenn er höhnend spielt, Wie von gespanntem Bogen zielt, Wenn leis' es durch die Züge wühlt, Dann möcht ich fliehen wie vor Schergen. |
That smile around your mouth so mild, So soft and helpless like a child, I would shelter in faithful wardenship; Then again, when it mockingly plays, Aiming as from the bended bow, When quiet all its lines displays, Then flee would I, as before henchmen. |
Bist nur entschlüpft der Träume Hut, Zu eisen mir das warme Blut, Die dunkle Locke mir zu blassen; Und dennoch, dämmerndes Gesicht, Drin seltsam spielt ein Doppellicht, Trätest du vor, ich weiß es nicht, Würd' ich dich lieben oder hassen? |
You've but slipped from dreams' custody, To turn to ice my live warm blood, To make pallid my dark locks; And, for all that, you dawning face, A dual light within strangely plays. Were you to step forward, I know not; Would I love or hate you? |
Es ist gewiß, du bist nicht Ich, Ein fremdes Daseyn, dem ich mich Wie Moses nahe, unbeschuhet, Voll Kräfte die mir nicht bewust, Voll fremden Leides, fremder Lust; Gnade mir Gott, wenn in der Brust Mir schlummernd deine Seele ruhet! |
It is for sure, you are not I, An alien being whom I approach Like Moses, not wearing shoes, Filled with forces to me unknown, Filled with sorrow strange, strange desire; God have mercy on me, if in my heart Your soul rests slumbering there! |
Und dennoch fühl ich, wie verwandt, Zu deinen Schauern mich gebannt, Und Liebe muß der Furcht sich einen. Ja, trätest aus Kristalles Rund, Phantom, du lebend auf den Grund, Nur leise zittern würd ich, und Mich dünkt - ich würde um dich weinen! |
And yet I feel, as though related, Myself spellbound by your thrills, And love must needs unite with fear. Yes; were you, O phantom, to step From glass's circle to the ground, But gently shiver would I, and Methinks – weep I would for you! Translation from Droste-Portal |